Ich möchte euch kurz von unserem letzten Besuch in Nepal berichten. Ralf und Barbara, die Paten von Nabina, waren auch für drei Tage in Kathmandu. Ein glücklicher Zufall wollte es zudem, dass sie während ihres Besuchs gemeinsam Nabinas 16. Geburtstag feiern konnten.
Das Wichtigste zuerst: Allen Mädchen geht es gut. Dies gilt auch für Sabina, unser Sorgenkind, die nach wie vor zwei mal pro Woche zur Dialyse geht. In sofern hat sich ihr Zustand zumindest nicht verschlechtert. Sie war während meines Aufenthalts auch bei uns im Heim, wohnt aber normalerweise bei ihrer Familie, da die Heimeltern und wir glauben, dass sie sich dort wohler fühlt und das Leben zu Hause etwas einfacher für sie ist.
Bei den letzten Zwischentests in der Schule haben die meisten unserer Mädchen überdurchschnittlich gut abgeschlossen, für einige gibt es allerdings noch „Luft nach oben“. Das wissen sie auch und deshalb glaube ich, dass bei den Jahres-Abschluss-arbeiten im März und April alle Mädchen gut vorbereitet – wie im vorigen Jahr auch – ihr Klassenziel erreichen werden.
Eine große Änderung steht an: Unser Heim zieht um!
Leider hat der alte Besitzer das Haus verkauft, in dem wir bisher zwei Etagen bewohnen. Der Vertrag mit dem neuen „Landlord“ sieht eine Mietsteigerung von 50% (!) und eine starke Einschränkungen der Bewegungsfreiheit im wohnlichen Bereich vor. Die Mädchen dürfen das Dach nicht mehr benutzen, das in der angenehmen Wintersonne nachmittags ein schöner Aufenthaltsort ist. Der Hof, der den Kindern zum spielen diente, wurde zugestellt. Kurz um: Er mag unsere Mädels nicht und ist an ihrem Wohlergehen nicht interessiert! Prem, unser Heimleiter, hat vor einiger Zeit in der unmittelbaren Nachbarschaft ein neues Haus gefunden, das kurz vor der Fertigstellung steht:
Die Miete ist günstiger, die Lage ist besser (mehr Sonne) und die Entfernung zur Schule ist kürzer. Wir haben uns das Haus angeschaut und beschlossen, dem Umzug zuzustimmen. Der Umzug selbst wird auf Grund der Nähe zum neuen Heim nur geringe Kosten verursachen und neue Möbel oder sonstige Anschaffungen sind nicht nötig, da wir alles aus dem alten Haus mitnehmen. Wir gehen davon aus, dass wir noch in diesem Jahr ins neue Haus ziehen können.
Der Besuch bei unserem Mädchen war wie immer sehr schön. Es ist wirklich die Reise wert, zu sehen, wie positiv sich die Mädchen entwickeln. Leider entwickeln sich aber die Situation und Lebensbedingungen in Nepal nicht gerade zum Vorteil. Obwohl in den letzen Jahren der Tourismus – die einzige wirkliche Einnahmequelle – erheblich zugenommen hat, habe ich den Eindruck, dass immer mehr Menschen an Armut leiden und dass das Chaos und speziell die Verschmutzung in Kathmandu zunehmen. Die Kosten für einfache Lebensmittel haben sich in den letzten zwölf Monaten nahezu verdoppelt. Wer die Möglichkeit hat, versucht auf dem Immobilienmarkt sein Glück (wie auch unser neuer „Landlord“).
Ich glaube, die älteren unserer Mädchen haben mittlerweile begriffen, dass ihre Chancen, später einen guten Job zu finden, nur durch Bildung, überdurchschnittliche Leistungen und gute Schulabschlüsse, bestehen. Wie schon in den letzten sieben Jahren freuen wir uns, ihnen dabei durch eure Spenden und Unterstützung zu helfen.
Namaste!
Michael